Unsere Schlafgewohnheiten haben sich in den letzten Jahrzehnten enorm verändert. Wir sprechen daher mit dem Schlaf-Experten Costa Bareuther über die wichtigsten Punkte für einen gesunden Schlaf und klären dabei auch warum man Schlaf als ganzheitliches Konzept betrachten sollte.
Wie hat sich die Schlafkultur im deutschsprachigen Raum entwickelt?
Die Schlafkultur hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Nach dem Krieg hatten die Menschen erst einmal andere Probleme. Durch die Wirtschaftswunder-Jahre wurde eher Wert auf Autos, Wohnzimmereinrichtung, Küche usw. gelegt. Alle die Dinge, die nach außen sichtbar waren. Schlafzimmer war nach außen ein „Tabuthema“ und lange ist man davon ausgegangen, sehr hart schlafen zu müssen. Nach heutigen Erkenntnissen schadet sehr hartes Liegen der Gesundheit auf Dauer. Durch schleichende Prozesse entstehen u.a. Rückenprobleme. Heute sind Rückenprobleme oder Schlafstörungen eine Volkskrankheit.
Die Geschwindigkeit im Alltag und der Leistungsdruck nehmen zu. Stress ist allgegenwärtig, hinzu kommen durch die Digitalisierung Reizüberflutungen, die schon bei Kindern entstehen. Fehlernährung, Bewegungsmangel, Arzneimittelmissbrauch, Umweltbelastungen, Doppelbelastung innerhalb der Familie oder Pflege eines Angehörigen sowie ungelöste seelische Konflikte in unserer Leistungsgesellschaft. All diese Probleme haben unsere Schlafkultur extrem verändert. So langsam verstehen die Menschen die Bedeutung von Schlaf und den Einfluss auf die Gesundheit. Gesundheit ist des Menschen wichtigstes Gut.
Warum schlafen so viele Menschen schlecht?
Die Ursachen liegen in der einseitigen Belastung, der wir tagtäglich ausgesetzt sind. Wir sitzen oder stehen zu viel. Die Natur hat den Schlaf vorgesehen, um uns von den Alltagsstrapazen zu erholen. Im Schlaf laufen so viele Prozesse ab, um den Menschen im Ganzen funktionsfähig zu machen. Die Wirbelsäule ist S-förmig. In dieser natürlichen Form muss sie unterstützt werden. Werden Bandscheiben belastet, sind die Schlafprozesse durch permanentes Umwälzen gestört. Man wird sozusagen aus seiner Tiefschlafphase herausgerissen. Wenn sich Matratzen nicht dementsprechend sensibel an den Körper anpassen, können die Probleme mit dem Rücken nicht gelöst werden.
Der Schlaf allgemein hat Einfluss auf die Gesundheit. Im Volksmund kennt man die Redewendungen – „Schlafen ist gesund“ oder „Ich ziehe mich zurück für meinen Schönheitsschlaf“. Durch zu harte oder weiche Matratzen kann die Bandscheibe nicht entlastet werden. Es entstehen u.a. Druckstellen was sich nachteilig auf die Blutzirkulation auswirkt. Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht sind auch wichtige Themen. Verstaubte Strukturen in der Matratzenbranche und unzureichende Informationen für die Verbraucher, wie sie ihren Schlaf gesund fördern können, stellen ein großes Problem dar. Fehlkäufe sind dadurch die Folge und die Unzufriedenheit vorprogrammiert.
Was sind die Punkte, die jeder/jede leicht ändern könnte?
Gesunder Schlaf hat viel mit Lebensqualität zu tun. Lebensqualität zu erleben ist nicht unmöglich und ich selbst betrachte es wie ein Projekt. Der Wille, etwas zu verändern, ist schon mal eine gute Voraussetzung. Wichtig ist, dass man für sich ein gesundes Fundament schafft, um darauf aufbauen zu können. Ich würde mich zuerst für ein gutes wirkungsvolles Schlafkonzept entscheiden, mit dem ich die Chance habe, Energie zu tanken, um meine Leistungs- sowie Konzentrationsfähigkeit zu steigern. Darauf kann ich weitere Maßnahmen für ein gesundes Leben aufbauen. Die Ernährung würde ich umstellen, ich würde versuchen, mich etwas mehr zu bewegen und Stress zu vermeiden. Menschen sollten Faktoren beleuchten, die auf Körper, Geist und Seele Einfluss nehmen. Die Balance zu finden, sehe ich als Herausforderung. Es bringt nichts, die beste Matratze der Welt zu haben, wenn andere Faktoren massiv den Schlaf stören. In der Tat sollte man den Schlaf als ganzheitliches Konzept betrachten.
Warum sollte bei der Wahl der richtigen Matratze nicht gespart werden?
Es ist ein Unterscheid, ob ich Matratzen herstelle oder Schlafkonzepte. Schlafkonzepte oder auch Schlafsysteme sind in ihrer Konstruktion komplex, mit dem Ziel die Gesundheit individuell zu fördern. Es bedarf sehr viel Erfahrung, um wirkungsvolle Schlafsysteme zu entwickeln. Wenn man lange im Geschäft ist, entwickelt man ein Feingefühl für die Bedürfnisse der Menschen. Man erfährt viel über die Menschen und ihre Schlafgewohnheiten. Jeder Hersteller hat so seine eigenen Kompositionen. Schlafprobleme treiben mich sozusagen an, den Schlafkomfort immer wieder neu zu definieren. Es ist ein Entwicklungsprozess. Qualität hat nunmal ihren Preis. Es geht nicht nur um den Schlafkomfort. Themen wie Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung fließen in unseren Projekten ebenfalls mit ein. Dadurch erwirbt der Kunde ein ehrliches und faires Produkt.
Es ist wirklich nicht einfach auf so viele Details zu achten, um im Ganzen ein funktionierendes System zu schaffen. Wenn ich das mit der Autoindustrie vergleiche: es gibt so viele Automarken. Jedes Fahrzeug bringt mich von A nach B. Entscheidend ist, mit welchem Fahrzeug ich sicher und mit höchstem Komfort von A nach B komme. Und genau da liegt der Unterschied von Matratzen und Schlafkonzepten oder auch Schlafsystemen und dem Preis. Der menschliche Körper ist ein Wunder der Natur. Wir gehen viel zu leichtsinnig mit unserem Körper um. Wir können nur funktionieren, wenn wir die Chance bekommen, richtig und gesund zu schlafen. Darauf baut sich alles auf, und deshalb würde ich in Sachen Schlafkomfort nicht sparen. Ein gutes Schlafsystem ist eine Investition für die Gesundheit und für‘s Leben.
Auf welche Punkte sollte beim Matratzenkauf besonders geachtet werden?
Schlafkomfort lässt sich nicht pauschalisieren. Die Geschmäcker sind absolut verschieden. Ich als Experte würde darauf achten, dass mir das Schlafsystem eine gleichmäßige Druckverteilung bietet, unabhängig von meinem Körpergewicht, der Körperform oder auch Körpergröße. Eine gleichmäßige Druckverteilung ist schon die halbe Miete. Der zweite wichtige Punkt ist, dass mein Schlafkonzept punktuell hochsensibel auf meine Schlafbedürfnisse reagiert. Unabhängig von meinen Schlafgewohnheiten oder auch von meiner Schlafposition muss ich spüren wie meine Bandscheiben entlastet werden.
In unserem Fall spreche ich gerne von hochsensiblen, komplexen und individualisierten Schlafkonzepten oder durch die gleichmäßige Druckverteilung von schwebenden Schlafsystemen. Aufgrund der unterschiedlichen Schlafbedürfnisse liegt die Herausforderung darin, individualisierte Schlafsysteme zu entwickeln. Dies ist eine Kunst und nicht einfach zu realisieren. Es muss sich leicht und entspannt anfühlen und nicht schwer oder mühsam. Ein wichtiger Punkt ist u.a. auch für Allergiker die Hygiene. Einzelne Komponenten sollten waschbar sein. Handelsübliche Matratzen lassen sich nicht oder nur schwer reinigen. Ein seriöser Hersteller bietet seinen Kunden eine Geld zurück Garantie an. Ob das Schlafkonzept wirklich gut für mich ist, kann ich nur im täglichen Umgang erleben. Es gibt keine Matratzen oder auch Schlafsysteme, die pauschal für jeden Menschen für seine Körperstatur und Leiden passen.
Spielt das Kopfkissen für den Schlafkomfort auch eine Rolle?
Das Kissen spielt eine sehr wichtige Rolle. Schlafen mit System ist unsere Maxime. Auch ein Kissen lässt sich nicht pauschalisieren. Leider schenken Verbraucher dem Kopfkissen zu wenig Aufmerksamkeit oder sind nicht richtig informiert wie ein Kissen den Körper im Schlaf unterstützen kann. Viele machen den Fehler ein Kissen in der Größe 80×80 cm zu wählen und beklagen sich anschließend über Nackenverspannungen und Kopfschmerzen. Die ideale Größe ist allerdings 80×40 cm. Wichtig dabei ist, dass die Schultern auf dem Schlafsystem liegen und der Halswirbelbereich optimal unterstützt wird. Das Geheimnis ist, den Halswirbelbereich so gut wie möglich zu unterstützen, um Druckstellen und Belastungen in den Bandscheiben zu vermeiden.
Die Einsinktiefe des Körpers in die Matratze ist entscheidend für die Kissenhöhe. Es wäre empfehlenswert, das Kissen selbst waschen zu können. Da die Schlafbedürfnisse so unterschiedlich sind, wäre es von Vorteil, ein Kissen zu erwerben, welches man individuell einstellen kann. Es gibt nur wenige auf dem Markt. Das Novaluna Dormacare Kissen sehe ich als eine meiner besten Entwicklungen. Durch die Kombination von neuen Materialien konnten wir Schlafkomfort neu definieren. Ein Kissen ist somit auch so individuell wie ein Schlafsystem.
Welchen guten Rat haben Sie für Menschen, die ihren Schlaf verbessern wollen?
Wenn die Lebensqualität in irgendeiner Form eingeschränkt ist, gibt es hierzu Ursachen. Wichtig ist, dass man Ursachenforschung betreibt, den Willen hat etwas zu verändern und nach Lösungen sucht. Der menschliche Körper verzeiht viel in jungen Jahren. Oft kommen die Probleme im Alter. Rückenprobleme oder Schlafstörungen entstehen nicht über Nacht. Es handelt sich um schleichende Prozesse. Richtig gesunder Schlaf ist die absolute Basis für Lebensqualität. Ich kann nur jedem empfehlen, in Sachen „Matratzen“ nicht zu sparen, sich für das richtige Konzept zu entscheiden. Nur wer richtig und gesund schläft, tankt Energie und ist leistungsfähig. Versuchen Sie ein gesundes Fundament zu schaffen, um darauf aufbauen zu können. Achten Sie auf ihre Ernährung, versuchen Sie sich mehr zu bewegen, Stress zu vermeiden. Das Gleichgewicht zwischen den Maßnahmen zu finden, das ist die Herausforderung.
Autor: Lukas Winter
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