Guter Schlaf und Gesundheit sind zwei wertvolle Dinge im Leben des Menschen. Dabei werden Schlafstörungen prinzipiell in zwei Gruppen eingeteilt: organische und nicht-organische. Beispiele für ersteres sind der Schlaganfall, Schmerzen, oder nächtliche Atemstörungen, für letzteres Depression oder Unruhe. Ob jemand unter Schlafstörungen leidet wird oft in einem Schlaflabor herausgefunden.
Die Beurteilung unseres Schlafes erfolgt durch Messungen der Gehirnströme oder der Muskelaktivität während des Schlafes, also stationär in einem Krankenhaus /einer Klinik. Aufgrund des hohen Bedarfes an solchen Messplätzen bei nur geringer Verfügbarkeit erfolgt die Messung im Regelfall in einer einzigen Nacht. Diese Untersuchung wird Polysomnograpie (PSG) genannt.
Je nach Fragestellung des zuweisenden Arztes kann die Beurteilung des Schlafes ausreichend sein, oder es werden gleichzeitig andere vitale Parameter wie Atmung, Sauerstoffgehalt des Blutes, Beinbewegungen, Lage im Bett, Schnarchgeräusche, Herztätigkeit und Säuregehalt in der Speiseröhre gemessen und interpretiert.
Gefahr Schlafapnoe
Ein besonderer Stellenwert kommt aufgrund des gehäuften Auftretens der obstruktiven Schlafapnoe zu. Dabei führen Abflachungen der Atmung bis hin zu kurzen kompletten Atemstillständen zu schweren Schlafstörungen bzw. Sauerstoffmangel oder auch einem Überschuss an Kohlendioxid, das im Rahmen der Atemstörung nicht ausreichend abgeatmet werden kann.
Die stationäre Aufnahme zur Durchführung einer Polysomnographie zur Abklärung hinsichtlich einer obstruktiven Schlafapnoe erfolgt zumeist erst am späten Nachmittag oder Abend. Am vereinbarten Tag der Untersuchung (PSG) meldet sich der Patient zuerst bei der zentralen Aufnahmestelle im Krankenhaus, und wird dann zum Schlaflabor geleitet. Dort angekommen macht er es sich in seinem Einzelzimmer bequem und wechselt in sein Schlafgewand. Ggf. wird ein kleines Nachtmahl gereicht.
Daten werden erhoben
Noch vor der Montage der Sensoren/Elektroden werden meistens noch Fragebögen zum Schlafverhalten oder der Befindlichkeit auszufüllen sein. Dann beginnt die Montage der Elektroden am Kopf zur Bestimmung der Schlafqualität und -quantität, sowie der für die speziellen Fragestellungen notwendigen Sensoren (Fingerclip für die Sauerstoffmessung, Elektroden auf der Brust für die Herztätigkeit, Gurte zur Messung der Atemarbeit an Brust und Bauch und andere). Nachdem zu Bett gehen erfolgt noch die Biokalibration, bei der der Patient aufgefordert wird, z.B. mit den Zähnen zu knirschen, um die Qualität der aufgezeichneten Signale zu beurteilen. Danach wird das Licht abgedreht und der Patient sich selbst überlassen.
Während der gesamten Nacht werden nun alle Signale aufgezeichnet und die Lage im Bett mittels Videokamera kontrolliert. Ein eventuelles Schnarchen wird u.a. mittels eines Mikrophons aufgezeichnet. Am Morgen wird der Patient geweckt und die Sensoren demontiert. Wahlweise kann geduscht werden oder der Patient verlässt unmittelbar nach einem kleinen Frühstück das Spital.
Auswertung der Messungen
Je nach Diensteinteilung erfolgt die Auswertung der nächtlichen Signale zumeist durch die selbe Assistentin, die auch die Aufzeichnung am Abend vornahm, in den folgenden Tagen. Dies ist sehr zeitaufwendig, bedenkt man, dass die Nacht in etwa 1000 Perioden zu je 30 Sekunden eingeteilt wird, die mehrfach entsprechend der Anzahl der aufgezeichneten Signale durchlaufen werden müssen. Anschließend erfolgt die Befunderstellung durch den Arzt. Nach Ablauf dieser Vorgänge wird dann der Pat. zu einer Besprechung seines Befundes eingeladen. Dabei werden dann die Auffälligkeiten aus der Nacht besprochen und Therapievorschläge erbracht. Jedwede Therapie erfolgt immer nur mit endgültiger Zustimmung des Patienten, der bei Nicht-Durchführung einer erforderlichen Therapie auch über die Folgen aufgeklärt wird.
Bei Schlafstörungen, die mit Tagesmüdigkeit einhergehen, ist, je nach Ausmaß zu beachten, dass bis zur erfolgreichen Behandlung auch vom Lenken eines Kfz oder ähnlichen Tätigkeiten, die höchste Aufmerksamkeit erfordern, abgeraten wird (s. Novelle zum Führerscheingesetzt August 2016).
Weitere Untersuchungen
Erfordert die Diagnose des Patienten (z.B. Obstruktive Schlafapnoe) auch eine apparative Therapie zur Unterstützung der Atmung, wird eine weitere PSG-Nacht vereinbart, in der dann die Anpassung an das den Atem unterstützende Gerät erfolgt. Im Regelfall wird der Erfolg der Beatmung nach etwa 3-6 Monaten nochmals im Schlaflabor mittels einer PSG kontrolliert.
Vereinfachte (ambulante = daheim durchführbare) Voruntersuchungen z.B. in Form einer Polygraphie werden beim niedergelassenen Facharzt gemacht, und dienen vor allem zur Abschätzung der Dringlichkeit bzw. zur Erhärtung des Verdachtes der vorliegenden Gesundheitsstörung. Pat. mit ausgeprägten Störungen werden dann je nach Möglichkeit auf einer Akutliste geführt, und bekommen rascher einen Termin im Schlaflabor.
Autor: OA Dr. Rainer Popovic, Leiter des Schlaflabors am LK Melk und im Franziskusspital (Standort Margareten), Wien
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